Erinnerung an die Friedliche Revolution in Mecklenburg-Vorpommern

Das Landeskabinett hat am 17. Juli 2018 das Konzept „Gedächtnisort Friedliche Revolution in Mecklenburg-Vorpommern“ beschlossen. Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern hat in der Folge mit unterschiedlichen Beschlüssen das Konzept verabschiedet. Das Konzept sah neben der Errichtung des zentralen Erinnerungszeichens an die Friedliche Revolution in Waren an der Müritz (eingeweiht am 16. Oktober 2020) und der Webseite www.mv1989.de eine Ausstellung vor, die ein zusätzliches Informationsangebot in Waren bieten soll.
Zentrales Erinnerungszeichen "Perspektiven zur Freiheit"
Im Oktober 2020 hat Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in Waren das zentrale Erinnerungszeichen des Landes an die Friedliche Revolution von 1989 „Perspektiven zur Freiheit“ der Öffentlichkeit übergeben. Die Installation weckt Neugier, bietet Information und Austausch und lädt im öffentlichen Raum zum Erinnern ein. In Waren fand 1989 die erste Montagsdemonstration auf dem Gebiet des heutigen Landes Mecklenburg-Vorpommern statt. Mit einem Gang von der St.-Georgen Kirche zur St.-Marien Kirche dokumentierten an diesem Tag rund 400 Menschen mit Kerzen in den Händen ihren Willen zur friedlichen Veränderung. Das Stuttgarter Künstlerduo, Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper, wurden für ihre Installation aus Stelen und Tafeln mit Losungen der Friedlichen Revolution wie „Demokratie jetzt oder nie“, „Nie wieder Diktatur“ und „Freie Presse für freie Menschen“ im Jahr 2021 mit dem iF DESIGN AWARD und dem European Design Award in Gold ausgezeichnet.
Das Erinnerungszeichen soll die Bedeutung und Dynamik der Friedlichen Revolution 1989 darstellen. Charakteristisch für die Friedliche Revolution 1989 waren Aufbruch, Dialog und Vielfalt. In diesem Sinne soll die Erinnerung an den selbstbewussten Akt der Aneignung des öffentlichen Raums durch die Bürger sowie an die Forderung nach freiheitlichen und demokratischen Strukturen gestärkt werden.
Als Kunststandort steht die mit „Katzenköpfen“ gepflasterte Fläche für einen skulpturalen Einzel‐ oder Gruppenansatz zur Verfügung. Es ist dabei ein Abstand von 50 cm zur Klinkerpflasterung (Gehweg und Kirchzuwegung) einzuhalten. Denkbar ist auch eine Bodenarbeit oder Lichtinstallation. Der aktuell in der Pflasterfläche liegende Gedenkstein wird umgesetzt.
Jurysitzung: Erinnerungszeichen Friedliche Revolution in Mecklenburg-Vorpommern am 23. September 2019
Ort: Zum Amtsbrink 1, 17192 Waren (Müritz)
Zeit: 11.00 – 17.00 Uhr
Fachpreisrichter/innen
Dr. Leonie Beiersdorf, Kunsthistorikerin, Karlsruhe
Bernd Engler, freier Künstler, Ückeritz
Udo Rathke, freier Künstler, Plüschow
Annekathrin Siems, Kunsthistorikerin, Schwerin
Prof. Berndt Wilde, freier Künstler, Berlin
Sachpreisrichter/innen
Andreas Handy, Zeitzeuge, Waren (Müritz)
Florian Mausbach, Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung a. D., Berlin
Norbert Möller, Bürgermeister Waren (Müritz)
Beate Schlupp, Landtag MV
Stellvertretung
Claudia Kapellusch, freie Künstlerin (nicht stimmberechtigt)
Gäste
Gabriele Daedelow, Stadtbauamt Waren (nicht stimmberechtigt)
Anja Lünert, Pastorin der St-Georgenkirchgemeinde (nicht stimmberechtigt)
Andre van Uehm, fachlicher Koordinator des Künstlerischen Wettbewerbs (nicht stimmberechtigt)
Uta Rüchel, Koordination des Gedenkens Friedliche Revolution in MV (nicht stimmberechtigt)
Die begehbare Installation aus Stelen und Tafeln mit Losungen der Friedlichen Revolution ist eine sehr zeitgemäße künstlerische Antwort auf die Wettbewerbsaufgabe. Sie weckt Neugier, bietet Informationen, lädt zum Erinnern wie auch mit Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Die Stelen und Tafeln assoziieren in ihrer großen Zahl eine friedliche Demonstration mit Transparenten.
Im Blick nach oben zum freien Himmel erscheinen die Parolen der Friedlichen Revolution in ausgestanzter Schrift auf rechteckigen Tafeln. Sonnenlicht lässt Schatten spielen und Schrift spiegelt sich auf dem Boden. Das Erinnerungszeichen hat mit seinen authentischen Losungen einen didaktischen Anspruch ohne den Zeigefinger zu heben. Es lockt mit seiner Offenheit und Leichtigkeit zu Austausch und Begegnung und eröffnet „Perspektiven zur Freiheit“.
Freiluftausstellung zur Friedlichen Revolution von 1989
Die Freiluftausstellung zur Friedlichen Revolution von 1989 wurde in 2025 gemeinsam mit der Stadt Waren umgesetzt und am 16. Oktober 2025 der Öffentlichkeit vorgestellt. Sechs Stelen im Stadtraum von Waren – am Hafen, an der St. Georgen Kirche, an der St. Marien Kirche, am Marktplatz, am ehemaligen MfS-Gebäude am Mühlenberg, und an der Turnhalle in der Feldstraße – beschäftigen sich mit den Orten der Friedlichen Revolution im heutigen Mecklenburg-Vorpommern, den Revolutionären der ersten Stunde, den Vorboten der Revolution sowie den Perspektiven der Freiheit, der Macht der Kerzen in dieser Zeit und den Kirchen als Protestorte, die Demonstration im gesamten Norden und den Bürgerbewegungen sowie dem Ende der DDR und dem Ministerium für Staatssicherheit. Für die Erarbeitung des Konzepts und die inhaltliche Umsetzung wurde die Historikerin Dr. Sandra Pingel-Schliemann gewonnen, die sich durch Publikationen sowie der Konzeption von Ausstellungen und Bildungspaketen zum Themenkomplex Friedliche Revolution und DDR in Mecklenburg-Vorpommern auszeichnet. Für die Gestaltung wurde die Designmühle Grevesmühlen von Bettina Bartel im Rahmen eines Vergabeverfahrens ausgewählt. Die Informationstafeln werden durch fünf Filme erweitert, die Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Waren enthalten. Die Filme wurden mit Unterstützung der RAA Mecklenburg-Vorpommern erstellt.