Zeitzeugen

Wer die Friedliche Revolution 1989 in der DDR erlebt hat, hat viel zu erzählen. Für manch einen war es die intensivste Zeit des Lebens, in der plötzlich alles möglich schien. Manches davon ist heute kaum noch vorstellbar, anderes regt zum Nachdenken an oder zum Fragen. Letztlich sind die Erinnerungen an die Friedliche Revolution so vielfältig wie die Menschen, die sie gestaltet haben.

Ute Schmidt
Ute Schmidt
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Hinrich Küssner
Hinrich Küssner
"Wir haben ja alle voll gearbeitet und nebenbei Revolution gemacht, abends und am Wochenende."
Klaus-Michael Körner
Klaus-Michael Körner
"Es war mir auch aus Gründen der Selbstachtung nicht mehr möglich, mich zurückzuhalten."
Zeitzeugen

"Es gab in Schwerin auch einen SprecherInnenkreis. Und die Männer hatten dann solch glorreiche Ideen, Sitzungen schon um 18 Uhr zu machen. Und alle Frauen mit Kindern hatten dann Pech gehabt".

Silke Gajek
Silke Gajek
"Es gab in Schwerin auch einen SprecherInnenkreis. Und die Männer hatten dann solch glorreiche Ideen, Sitzungen schon um 18 Uhr zu machen. Und alle Frauen mit Kindern hatten dann Pech gehabt."
Martin Klähn
Martin Klähn
"Mich hat immer geärgert, dass die Leute sich anpassen."
Rainer Prachtl
Rainer Prachtl
"An dem Tag der großen Demonstration [...] sah ich ein Fahrzeug der Bereitschaftspolizei hinter dem Anderen: Wasserwerfer, Mannschaftswagen, Schützenpanzer."
Roland Schippmann
Roland Schippmann
"Auf einmal waren Leute nicht mehr da, die man kannte, Lehrer, auch Nachbarn."
Ute Schmidt

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Ute Schmidt ist 1959 in Leverkusen geboren worden und in Thüringen und Brandenburg aufgewachsen. Bis 1991 arbeitete sie als Lehrerin und danach zehn Jahre als Frauen-und Ausländerbeauftragte in Ludwigsfelde.

Ab 2001 war sie als Referentin im Büro der Bürgerbeauftragten des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern zuständig für die Belange von Migrantinnen und Migranten. 2003 wechselte sie in die Landesregierung und war in den Themenfeldern Migration, Jugendpolitik, Familienpolitik sowie Demokatie und Toleranz als Referentin tätig. Seit 2012 leitet Ute Schmidt die Landeskoordinierungsstelle für Demokratie und Toleranz Mecklenburg-Vorpommern.
 
Ute Schmidt engagierte sich viele Jahre in der Gleichstellungspolitik und in den Vorständen der Rostocker Vereine Dien Hong e.V und Migra e.V für die Integration von Migrantinnen und Migranten.

Seit 2005 gehört sie dem Landesvorstand der Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern an.

Hinrich Küssner

"Wir haben ja alle voll gearbeitet und nebenbei Revolution gemacht, abends und am Wochenende."

Jahrgang 1943, studierte nach seinem Abitur zunächst Theologie, absolvierte im Anschluss eine Verwaltungsausbildung in Greifswald. 1979 bis 1988 war er Geschäftsführer des Diakonischen Werks der Landeskirche Greifswald.

Im September 1989 schloss Kuessner sich dem „Neuen Forum“ an. Bereits im Dezember 1989 trat er der neu gegründeten Sozialdemokratischen Partei in der DDR bei, die sich später mit der bundesdeutschen SPD zusammenschloss.

1990 wurde Kuessner Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR und im Dezember des gleichen Jahres zum Mitglied des Bundestages gewählt.

In der Landtagswahl im Oktober 1994 wurde er in den Landtag Mecklenburg-Vorpommern gewählt und als Sozialminister Mitglied im schwarz-roten Kabinett. Nach dem Wahlsieg der SPD 1998 wurde Kuessner zum Landtagspräsidenten gewählt und löste seinen Vorgänger Rainer Prachtl ab. 2002 trat er nicht wieder zur Wahl des Landtages an.

2001 kandidierte Kuessner für das Amt des Oberbürgermeisters in Greifswald, unterlag jedoch im zweiten Wahlgang knapp dem CDU-Kandidaten. In der Wahlperiode 2004 bis 2009 war Kuessner Mitglied der Greifswalder Bürgerschaft.

Seit 2002 steht Kuessner dem Verein Deutsch-Afrikanische Zusammenarbeit e.V. vor.

Klaus-Michael Körner

"Es war mir auch aus Gründen der Selbstachtung nicht mehr möglich, mich zurückzuhalten."

Jahrgang 1952, absolvierte eine Ausbildung zum Webereifacharbeiter mit Abitur und nahm anschließend ein Studium der Theologie auf. 1983 promovierte er zum Dr. theol. und arbeitete anschließend als Studentenpfarrer der evangelischen Studentengemeinde Halle/Saale. Dort war er am 27. Okt. 1989 an der Gründung der Sozialdemokratischen Partei der DDR (SDP) beteiligt.

In der Wahlperiode 1991 bis `94 war Körner Landrat des Landkreises Neustrelitz, 1994 bis `98 Mitglied des Kreistages Mecklenburg-Strelitz, 2011 bis 2014 Mitglied des Kreistages Mecklenburgische Seenplatte.

Bei der Landtagswahl 1998 wurde Körner zum Mitglied des Landtags gewählt, wo er Sprecher für Kirchen-, Religions- und Kulturpolitik, Mitglied der Parlamentarischen Kontrollkommission und Vorsitzender des Kulturausschusses wurde. 2011 trat er nicht wieder zur Wahl zum Landtag an.

Seit 2012 ist Körner Vorsitzender des Landeskulturrats Mecklenburg-Vorpommern.

Silke Gajek

"Es gab in Schwerin auch einen SprecherInnenkreis. Und die Männer hatten dann solch glorreiche Ideen, Sitzungen schon um 18 Uhr zu machen. Und alle Frauen mit Kindern hatten dann Pech gehabt."

Jahrgang 1962, absolvierte nach ihrem Abschluss an der Polytechnischen Oberschule eine Ausbildung zur Facharbeiterin für Schreibtechnik und später zur staatlich geprüften Sekretärin. In den Jahren 1990 bis 1992 arbeitete Gajek im Autonomen Frauenhaus Schwerin. Von 1993 bis 2000 absolvierte sie ein Studium der Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaft, Recht und Soziologie, das sie als Diplom-Sozialökonomin abschloss. Anschließend arbeitete sie als Geschäftsführerin der Schweriner Selbsthilfekontaktstelle, ab 2007 vier Jahre lang parallel dazu auch als Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft „Selbsthilfekontaktstellen MV“.

In der Wendezeit engagierte sie sich beim „Neuen Forum“. 1996 trat sie in die Partei Bündnis 90/Die Grünen ein und wurde Sprecherin des Kreisverbandes Schwerin. Wegen der Politik der rot-grünen Bundesregierung trat sie 2001 aus der Partei aus. 2004 bis 2011 war Gajek Mitglied der Stadtvertretung Schwerin, davon die ersten fünf Jahre Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. 2008 trat sie wieder in die Partei ein und wurde gleich Landesvorsitzende in einer Doppelspitze, bevor sie das Amt 2011 wieder abgab, als sie in den Landtag Mecklenburg-Vorpommern gewählt wurde. Dort war sie fünf Jahre lang 3. Vizepräsidentin.

Martin Klähn

"Mich hat immer geärgert, dass die Leute sich anpassen."

Nach dem Studium des Bauingenieurwesens in Cottbus arbeitete Klähn beim Wohnungsbaukombinat in Schwerin. 1989 war er Mitbegründer des „Neuen Forums“ in der DDR und in der Stadt Schwerin. Nach 1990 war er in verschiedenen Funktionen für das „Neue Forum“ tätig, ab 1991 an der Gründung und dem Aufbau des Bildungswerkes „Arbeit und Leben“ beteiligt, wo er bis 2006 arbeitete.

Klähn absolvierte ein Studium der Erwachsenenpädagogik und ist seit 2009 pädagogischer Leiter des Vereins Politische Memoriale e.V..

Interview mit Martin Klähn

Rainer Prachtl

"An dem Tag der großen Demonstration [...] sah ich ein Fahrzeug der Bereitschaftspolizei hinter dem Anderen: Wasserwerfer, Mannschaftswagen, Schützenpanzer."

Jahrgang 1950, absolvierte nach dem Schulabschluss zunächst eine Lehre als Koch, holte später an der Abendschule das Abitur nach und nahm 1971 das Studium der Wirtschaftswissenschaft auf. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Fachdirektor im Binnenhandel. Von 1978 bis 1990 war Prachtl Ausbildungsleiter an der Hauswirtschaftsschule in Neustrelitz.

In der Zeit von Mai bis Oktober 1990 engagierte er sich im Rat der Stadt und CDU-Fraktionsvorsitzender, von Juni bis Oktober 1990 war er darüber hinaus stellvertretender Regierungsbevollmächtigter für den Bezirk Neubrandenburg. Ebenfalls 1990 wurde er in den ersten Landtag des neu geschaffenen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern gewählt. Er war der erste Landtagspräsident nach der Wende und blieb bis 1998 in diesem Amt. Prachtl war in den Jahren 2002 und 2003 Vorsitzender des Petitionsausschusses, 2003 bis 2006 stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag. 2009 war er Mitglied der Bundesversammlung.

Seit seinem Ruhestand engagiert sich der bekennende Katholik sozial im Dreikönigsverein Neubrandenburg.

Roland Schippmann

"Auf einmal waren Leute nicht mehr da, die man kannte, Lehrer, auch Nachbarn."

Jahrgang 1971, besuchte bis 1988 eine Polytechnische Oberschule in Rostock Lütten-Klein, ab 1989 die Erweiterte Oberschule. Dort absolvierte er 1990 das Abitur und leistete anschließend seinen Zivildienst in einem Altenheim ab. In den Jahren 1991 bis `97 studierte er Psychologie und arbeitete in den folgenden zwei Jahren an der Justizvollzugsanstalt in Bützow. Seit 1999 ist Schippmann Eltern- und Erziehungsberater bei der Caritas in Rostock.